Wie nahm LaProBay seinen Anfang? Wir sind in Erzähllaune, also macht es euch gemütlich mit einer dampfenden Tasse Tee und folgt uns zurück zu einem UniWiND-Treffen von 2019 an den Ausläufern des Schwarzwalds.
Ein Text von Helena Muster und Sindre Haugland
Anfang Oktober 2019 treffen sich Vertreter*innen von Graduiertenschulen aus ganz Deutschland in Freiburg im Breisgau für Austausch und ein Jubiläum. Der Universitätsverband zur Qualifizierung des wissenschaftlichen Nachwuchses in Deutschland – kurz UniWiND – feiert sein zehnjähriges Bestehen. Das zweitägige Jubiläumssymposium trägt den Titel „Zur Zukunft der Promotion“. Der Verband und die jährliche Tagung bieten eine Plattform für Austausch unter Graduiertenschulen und dafür, Best-Practice-Beispiele zusammenzutragen bzw. zu formulieren.
Neben den Vertreter*innen der Graduiertenschulen sind auch ein paar Promovierende angereist, darunter Franziska und Sindre aus München. Als Mitglieder des TUM Graduate Council vertreten sie die Promovierenden an der Technischen Universität, sind beide selbst am Promovieren. Sie kommen mit der Idee, andere Promovierende zu treffen und sich mit ihnen zu vernetzen – vor allem um mehr über Promovierendenvertretungen an anderen Universitäten zu lernen. Franziska und Sindre wissen zwar bereits, dass es an einigen anderen Unis ebenfalls solche Vertretungen gibt – wenn auch sicher nicht überall – aber über deren Arbeit wissen sie noch nichts. Im Grunde ungewöhnlich, die Fachschaften der Studierenden sind ja schon länger landes- und bundesweit vernetzt. Aus Erlangen für den ProKo der FAU angereist ist Helena, mit dem Wunsch die Interessenvertretung von Promovierenden aus einem neuen Blickwinkel kennenzulernen. Bisher war auch ihr die Arbeit an anderen Universitäten unbekannt.
Auf Franziskas und Sindres Initiative finden wir uns am ersten Abend des Symposiums mit mehreren anderen Teilnehmenden zusammen, die ebenfalls selbst promovieren. Es ist eine überschaubare und gemütliche Runde. Wir tauschen uns aus. Am Ende sammeln wir unsere Kontaktdaten mit der Idee im Gepäck, vernetzt zu bleiben. Der Grundstein ist gelegt.
Das Symposium ist nett und interessant. Wir lernen N² kennen – das „Network of Networks“ – vor kurzem gegründet von den institutsübergreifenden Promovierendenvertretungen der Max-Planck-Gesellschaft, der Helmholtz- und der Leibniz-Gemeinschaft. Als übergeordneter bundesweiter Zusammenschluss von Promovierendenvertretungen sind sie ein gefragter Ansprechpartner der Politik, wenn es um die Interessen der Promovierenden geht. Da ihnen keine universitäre Promovierendenvertretung angehört, vertreten sie aber weder die Mehrheit der Promovierenden noch das ganze Spektrum der Promotionsbedingungen.
Thesis e.V. ist auch zu Gast. Dieser Verein wurde bereits vor über 25 Jahren von engagierten Promovierenden gegründet, zum Zweck des Austauschs, der gegenseitigen Unterstützung und der politischen Vertretung der Promovierenden. Graduiertenschulen und strukturierte Promotionsbedingungen gab es damals kaum, und ziemlich sicher keine von den Universitäten vorgesehenen Promovierendenvertretungen. Inzwischen liegt ein Schwerpunkt der Arbeit von Thesis auf der Unterstützung und Vertretung der Interessen von externen Promovierenden. Zudem vertreten sie Deutschland in der europaweiten Promovierendenvertretung. Wir staunen nicht wenig, als wir nach zum Teil mehreren Jahren Promotion (und hochschulpolitischem Engagement) zum ersten Mal erfahren, dass es so etwas überhaupt gibt.
Beim Symposium wird weiter diskutiert und vernetzt. Wie wünschen wir uns den Stellenwert der Promotion in Zukunft? Für uns bleibt am Ende aber die Irritation übrig: Es diskutieren viele Menschen über Promovierende und Promotion. Auch darüber, wie das Machtgefälle zwischen Doktormutter bzw. -vater und Promovend*in ausbalanciert werden kann. Die Stimmen derer, um die es dabei ganz direkt geht, sind hier aber vergleichsweise selten zu hören. Überhaupt sind auf dem ganzen Symposium eher wenige Promovierende anwesend. Die Zukunft der Promotion wird vor allem von anderen entschieden. Da hat es uns auf der anderen Seite sehr gefreut und sich sehr fruchtbar angefühlt, andere Promovierende kennenzulernen und so einen Einblick in den Status quo an anderen Universitäten bzw. in anderen Bundesländern zu bekommen. In Baden-Württemberg wurde beispielsweise kurz vor dem Symposium per Hochschulgesetz eine Promovierendenvertretung an jeder Universität festgeschrieben. Im Vergleich sieht es in Bayern dagegen eher rar aus. Promovierendenvertretungen sind per Gesetz nicht vorgesehen, haben sich aber an einigen Unis trotzdem gegründet. Ihr Mitbestimmungsrecht in der Hochschulpolitik und in der Verwaltung des Promotionsalltags ist aber je nach Uni sehr unterschiedlich. Solange die Vertretung keine gesetzliche Grundlage hat, ist sie außerdem immer ein Stück weit auf den guten Willen der Hochschulleitung angewiesen.
Mitte Januar 2020: Das UniWiND-Symposium ist einige Zeit her und aus München flattert eine Einladung an die neu geknüpften Kontakte, darunter auch nach Erlangen. Mit positiver Resonanz: Ja, die FAU-Promovierendenvertretung möchte gerne zu Besuch kommen und den Austausch starten. Wir können sicher voneinander lernen, wie zum Beispiel Gelder für Aktionen von der Uni beantragt werden können oder mit wem in der weitläufigen und komplexen, manchmal nur Eingeweihten nachvollziehbaren Unipolitik, frau am besten was anspricht. Überhaupt zu wissen, was die anderen können und dürfen, kann manchmal schon von großem Vorteil sein. Ein bundesweiter Verteiler für existierende Promovierendenvertretungen wird ebenfalls eingerichtet. Etwas Zeit vergeht.
Dann wird es März 2020 und persönliche Treffen werden flächendeckend ins Internet verschoben. In München hat sich die Idee herauskristallisiert, ein bundesweites Netzwerk der Promovierenden(vertretungen) zu gründen. Ähnlich N², nur eben auch mit Beteiligung universitärer Vertretungen. Dazu ist der Graduate Council der TUM mit N² in Kontakt getreten. Können wir vielleicht beitreten und N² um universitäre Promovierendenvertretungen erweitern? Die FAU wäre da auf jeden Fall mit an Bord.
Mitte Mai treffen sich einige Mitglieder der Promovierendenvertretungen von TUM und FAU das erste Mal online. Es ist eine feine Runde. Wir stellen uns gegenseitig vor, beschreiben die Art wie wir arbeiten. Der TUM Graduate Council ist strukturierter und größer mit klarer Aufgabenverteilung auf Referate. Der ProKo der FAU hat einen sehr guten Draht zum Konvent der Wissenschaftlichen Mitarbeitenden, hier Stimmrechte und direkte Diskussionsmöglichkeiten mit der Unileitung. Am Ende des Gesprächs sind wir voller Energie und der Überzeugung, dass wir gemeinsam viel mehr erreichen können als allein. Es wird beschlossen, dass FAU und TUM direkt gemeinsam das erste Mal mit N² sprechen, um eine mögliche Zusammenarbeit auszuloten.
Dieses Gespräch findet bereits zwei Tage später statt. N² erbittet sich Bedenkzeit, damit sie diskutieren können, ob in ihren Strukturen Platz für Nachwuchs bzw. Geschwister ist. Mitte des Sommers hören wir wieder von N². Das Netzwerk ist nicht bereit für die anvisierte Expansion; lediglich einen vorläufigen Gaststatus kann man FAU und TUM anbieten. Den nehmen wir gerne an, unsere eigentlichen Vernetzungspläne müssen wir aber anders angehen. Immerhin die Verbindung zwischen München und Erlangen-Nürnberg ist gemacht und scheint sehr gut zu funktionieren. So verlassen wir erst einmal unsere Pläne eines deutschlandweiten Verbunds und beginnen konkreter über ein bayernweites Netzwerk nachzudenken. Das hätte ein paar stichhaltige Vorteile: Wir teilen in Bayern alle dasselbe Hochschulgesetz und müssen dadurch nicht verschiedene strukturelle Grundvoraussetzungen koordinieren. Außerdem ist die Anzahl der Universitäten in Bayern überschaubar. Eine Recherche der TUM ergibt, dass es bisher eine Handvoll Vertretungen gibt. Damit wissen wir auch bereits, mit wem wir als Nächstes Kontakt aufnehmen wollen.
Wie ging es weiter? Das kannst du hier nachlesen: ***Erste Schritte zur Gründung einer bayernweiten Promovierendenvertretung***
Liebe Grüße,
Sindre und Helena
Wie nahm LaProBay seinen Anfang? Wir sind in Erzähllaune, also macht es euch gemütlich mit einer dampfenden Tasse Tee und folgt uns zurück zu einem UniWiND-Treffen von 2019 an den Ausläufern des Schwarzwalds.
Ein Text von Helena Muster und Sindre Haugland
Anfang Oktober 2019 treffen sich Vertreter*innen von Graduiertenschulen aus ganz Deutschland in Freiburg im Breisgau für Austausch und ein Jubiläum. Der Universitätsverband zur Qualifizierung des wissenschaftlichen Nachwuchses in Deutschland – kurz UniWiND – feiert sein zehnjähriges Bestehen. Das zweitägige Jubiläumssymposium trägt den Titel „Zur Zukunft der Promotion“. Der Verband und die jährliche Tagung bieten eine Plattform für Austausch unter Graduiertenschulen und dafür, Best-Practice-Beispiele zusammenzutragen bzw. zu formulieren.
Neben den Vertreter*innen der Graduiertenschulen sind auch ein paar Promovierende angereist, darunter Franziska und Sindre aus München. Als Mitglieder des TUM Graduate Council vertreten sie die Promovierenden an der Technischen Universität, sind beide selbst am Promovieren. Sie kommen mit der Idee, andere Promovierende zu treffen und sich mit ihnen zu vernetzen – vor allem um mehr über Promovierendenvertretungen an anderen Universitäten zu lernen. Franziska und Sindre wissen zwar bereits, dass es an einigen anderen Unis ebenfalls solche Vertretungen gibt – wenn auch sicher nicht überall – aber über deren Arbeit wissen sie noch nichts. Im Grunde ungewöhnlich, die Fachschaften der Studierenden sind ja schon länger landes- und bundesweit vernetzt. Aus Erlangen für den ProKo der FAU angereist ist Helena, mit dem Wunsch die Interessenvertretung von Promovierenden aus einem neuen Blickwinkel kennenzulernen. Bisher war auch ihr die Arbeit an anderen Universitäten unbekannt.
Auf Franziskas und Sindres Initiative finden wir uns am ersten Abend des Symposiums mit mehreren anderen Teilnehmenden zusammen, die ebenfalls selbst promovieren. Es ist eine überschaubare und gemütliche Runde. Wir tauschen uns aus. Am Ende sammeln wir unsere Kontaktdaten mit der Idee im Gepäck, vernetzt zu bleiben. Der Grundstein ist gelegt.
Das Symposium ist nett und interessant. Wir lernen N² kennen – das „Network of Networks“ – vor kurzem gegründet von den institutsübergreifenden Promovierendenvertretungen der Max-Planck-Gesellschaft, der Helmholtz- und der Leibniz-Gemeinschaft. Als übergeordneter bundesweiter Zusammenschluss von Promovierendenvertretungen sind sie ein gefragter Ansprechpartner der Politik, wenn es um die Interessen der Promovierenden geht. Da ihnen keine universitäre Promovierendenvertretung angehört, vertreten sie aber weder die Mehrheit der Promovierenden noch das ganze Spektrum der Promotionsbedingungen.
Thesis e.V. ist auch zu Gast. Dieser Verein wurde bereits vor über 25 Jahren von engagierten Promovierenden gegründet, zum Zweck des Austauschs, der gegenseitigen Unterstützung und der politischen Vertretung der Promovierenden. Graduiertenschulen und strukturierte Promotionsbedingungen gab es damals kaum, und ziemlich sicher keine von den Universitäten vorgesehenen Promovierendenvertretungen. Inzwischen liegt ein Schwerpunkt der Arbeit von Thesis auf der Unterstützung und Vertretung der Interessen von externen Promovierenden. Zudem vertreten sie Deutschland in der europaweiten Promovierendenvertretung. Wir staunen nicht wenig, als wir nach zum Teil mehreren Jahren Promotion (und hochschulpolitischem Engagement) zum ersten Mal erfahren, dass es so etwas überhaupt gibt.
Beim Symposium wird weiter diskutiert und vernetzt. Wie wünschen wir uns den Stellenwert der Promotion in Zukunft? Für uns bleibt am Ende aber die Irritation übrig: Es diskutieren viele Menschen über Promovierende und Promotion. Auch darüber, wie das Machtgefälle zwischen Doktormutter bzw. -vater und Promovend*in ausbalanciert werden kann. Die Stimmen derer, um die es dabei ganz direkt geht, sind hier aber vergleichsweise selten zu hören. Überhaupt sind auf dem ganzen Symposium eher wenige Promovierende anwesend. Die Zukunft der Promotion wird vor allem von anderen entschieden. Da hat es uns auf der anderen Seite sehr gefreut und sich sehr fruchtbar angefühlt, andere Promovierende kennenzulernen und so einen Einblick in den Status quo an anderen Universitäten bzw. in anderen Bundesländern zu bekommen. In Baden-Württemberg wurde beispielsweise kurz vor dem Symposium per Hochschulgesetz eine Promovierendenvertretung an jeder Universität festgeschrieben. Im Vergleich sieht es in Bayern dagegen eher rar aus. Promovierendenvertretungen sind per Gesetz nicht vorgesehen, haben sich aber an einigen Unis trotzdem gegründet. Ihr Mitbestimmungsrecht in der Hochschulpolitik und in der Verwaltung des Promotionsalltags ist aber je nach Uni sehr unterschiedlich. Solange die Vertretung keine gesetzliche Grundlage hat, ist sie außerdem immer ein Stück weit auf den guten Willen der Hochschulleitung angewiesen.
Mitte Januar 2020: Das UniWiND-Symposium ist einige Zeit her und aus München flattert eine Einladung an die neu geknüpften Kontakte, darunter auch nach Erlangen. Mit positiver Resonanz: Ja, die FAU-Promovierendenvertretung möchte gerne zu Besuch kommen und den Austausch starten. Wir können sicher voneinander lernen, wie zum Beispiel Gelder für Aktionen von der Uni beantragt werden können oder mit wem in der weitläufigen und komplexen, manchmal nur Eingeweihten nachvollziehbaren Unipolitik, frau am besten was anspricht. Überhaupt zu wissen, was die anderen können und dürfen, kann manchmal schon von großem Vorteil sein. Ein bundesweiter Verteiler für existierende Promovierendenvertretungen wird ebenfalls eingerichtet. Etwas Zeit vergeht.
Dann wird es März 2020 und persönliche Treffen werden flächendeckend ins Internet verschoben. In München hat sich die Idee herauskristallisiert, ein bundesweites Netzwerk der Promovierenden(vertretungen) zu gründen. Ähnlich N², nur eben auch mit Beteiligung universitärer Vertretungen. Dazu ist der Graduate Council der TUM mit N² in Kontakt getreten. Können wir vielleicht beitreten und N² um universitäre Promovierendenvertretungen erweitern? Die FAU wäre da auf jeden Fall mit an Bord.
Mitte Mai treffen sich einige Mitglieder der Promovierendenvertretungen von TUM und FAU das erste Mal online. Es ist eine feine Runde. Wir stellen uns gegenseitig vor, beschreiben die Art wie wir arbeiten. Der TUM Graduate Council ist strukturierter und größer mit klarer Aufgabenverteilung auf Referate. Der ProKo der FAU hat einen sehr guten Draht zum Konvent der Wissenschaftlichen Mitarbeitenden, hier Stimmrechte und direkte Diskussionsmöglichkeiten mit der Unileitung. Am Ende des Gesprächs sind wir voller Energie und der Überzeugung, dass wir gemeinsam viel mehr erreichen können als allein. Es wird beschlossen, dass FAU und TUM direkt gemeinsam das erste Mal mit N² sprechen, um eine mögliche Zusammenarbeit auszuloten.
Dieses Gespräch findet bereits zwei Tage später statt. N² erbittet sich Bedenkzeit, damit sie diskutieren können, ob in ihren Strukturen Platz für Nachwuchs bzw. Geschwister ist. Mitte des Sommers hören wir wieder von N². Das Netzwerk ist nicht bereit für die anvisierte Expansion; lediglich einen vorläufigen Gaststatus kann man FAU und TUM anbieten. Den nehmen wir gerne an, unsere eigentlichen Vernetzungspläne müssen wir aber anders angehen. Immerhin die Verbindung zwischen München und Erlangen-Nürnberg ist gemacht und scheint sehr gut zu funktionieren. So verlassen wir erst einmal unsere Pläne eines deutschlandweiten Verbunds und beginnen konkreter über ein bayernweites Netzwerk nachzudenken. Das hätte ein paar stichhaltige Vorteile: Wir teilen in Bayern alle dasselbe Hochschulgesetz und müssen dadurch nicht verschiedene strukturelle Grundvoraussetzungen koordinieren. Außerdem ist die Anzahl der Universitäten in Bayern überschaubar. Eine Recherche der TUM ergibt, dass es bisher eine Handvoll Vertretungen gibt. Damit wissen wir auch bereits, mit wem wir als Nächstes Kontakt aufnehmen wollen.
Wie ging es weiter? Das kannst du hier nachlesen: ***Erste Schritte zur Gründung einer bayernweiten Promovierendenvertretung***
Liebe Grüße,
Sindre und Helena